Nach der Mechanisierung der Landwirtschaft, die enormen Arbeitserleichterungen in der Landwirtschaft ermöglichte, klopft ein zusätzliches Werkzeug an die Hoftore der LandwirtInnen: Die Digitalisierung. Als verlässlicher Datenlieferant, verrät sie viel über Wetterlage, Bodenbeschaffenheit, Pflanzen- sowie Tiergesundheit und macht die Bauernregeln obsolet.
Die Bauernregeln wurden aus langjährigen Beobachtungen von Generation zu Generation weitergegeben und waren Datenpool und Prognosetool zugleich. Heutzutage gibt es genaue und verlässlichere Prognose- und Analysemöglichkeiten. Mit dem digitalen Fortschritt stehen der Landwirtschaft neue Werkzeuge zur Verfügung, die die Arbeit auf und um das Feld einfacher und ertragreicher gestalten können. Die Herausforderung wird sein, diese digitalen Werkzeuge so einfach handhabbar und interpretierbar wie möglich zu gestalten.
Die Pferdestärken auf das Feld bringen
Die Pferde- und Ochsenstärken am Feld wurden Anfang des 20. Jahrhunderts durch die PS des Verbrennungsmotors ersetzt. Bereits Ende des 19 Jahrhundert wurden Versuche mit motorisierten Zugmaschinen in der Landwirtschaft gemacht. Sie waren die Vorreiter des Traktors. Im frühen Stadion der Motorisierung wurden mitunter dampfbetriebene Lokomobile eingesetzt. Später entwickelte sich der Traktor zum Zugpferd vieler Anwendungen auf dem Feld. Seinen Verbreitungs-Peak erreichte der Ackerschlepper bereits in den frühen 60-iger Jahren. Auch in der Tierhaltung und in der Forstwirtschaft schritt die Industrialisierung voran.
Mit dem digitalen Fortschritt ergeben sich ein Jahrhundert nach dem Beginn der Mechanisierung in der Landwirtschaft neue Einsatzmöglichkeiten. Wie bei jedem Fortschritt wird auch die Digitalisierung erst ihre Hürden zu überwinden haben, bis sich die Systeme in das Bestehende einfach und lohnend integrieren lassen oder darauf aufsetzen.
Es gibt bereits viele nützliche Anwendungen. So helfen etwas Drohnen beim zielgerechten Düngen und Spritzen, Sensoren liefern Echtzeitdaten vom Nutzvieh und geben bei Auffälligkeiten ein „Notsignal“ an ein Endgerät (z.B. das Handy) ab, Satelliten senden Bodendaten aus der Erdumlaufbahn und Traktoren kommunizieren auf dem Feld mit Mähdreschern. Die Möglichkeiten sind enorm. Dennoch braucht die Digitalisierung, ebenso wie die Mechanisierung, ihre Zeit, um ihre Pferdestärken auch auf das Feld und zum/r Landwirt*in zu bringen.
Präzise, smart und digital.
Systeme, wie Precision Farming haben schon in den 90er Jahren den Einzug in die Landwirtschaft geschafft. Mittels Sensortechnik und GPS-Empfänger lassen sich Daten Lage und Position der Gerätschaften bestimmen sowie gezielte Ausbringung von Betriebsmittel, wie Saat, Wasser oder Dünger ermöglichen. Ähnlich verhält es sich mit dem Precision Livestock Farming, das mit der Analyse von tierbezogenen Daten arbeitet und auf die Optimierung des Tierwohls und des Managements der Tiere abzielt.
Smart Farming hat sich am Anfang dieses Jahrhunderts hervorgetan und setzt auf sensorbasierte Echtzeitsysteme am Feld auf der Weide oder im Stall und kombiniert die Verfahrensautomatisierung mit einer Entscheidungsunterstützung.
In der digitalen Landwirtschaft (Digital Farming, Farming 4.0) werden bestehende Verfahren um weitere Hauptkomponenten erweitert. IoT (Internet of Things) oder M2M (Maschine-zu-Maschine-Kommunikation), Cloud Computing, Big Data und Künstliche Intelligenz sowie Robotik werden zu mächtigen Zukunftsgestaltern der Landwirtschaft.
Die Zukunft gehört den Digitalisierer*innen
Die Zukunft gehört aber nicht der Digitalisierung, sondern jenen, die sie zu bedienen, zu interpretieren, zu vereinfachen und richtig einzusetzen wissen. Sie wird als neues Tool unsere Lebens- und Arbeitswelt zunehmend verändern und bereichern. Das gilt auch für die Landwirtschaft und ihre Disziplinen.